Der Kinkster in Frankfurt

Siebzig Jahre ist er mittlerweile alt, der „Texas Jewboy“ Kinky Friedman. Von der Vitalität, die er ausstrahlt kann ein Großteil des in Ehren ergrauten Publikums allenfalls noch träumen. Dem angemessen war der Saal der Brotfabrik an diesem Abend bestuhlt.

Schon vor Konzertbeginn signierte er am Merchandising-Stand CDs und Bücher, nicht ohne jeden mit Handschlag zu begrüßen. „God bless Texas“ hat er auf meiner CD vermerkt. Standesgemäß in Cowboyschwarz gekleidet, die obligatorische – unangezündete – Zigarre in der Hand oder im Mundwinkel, stand er da, plauderte mit dem Publikum und verbreitete gute Laune. Es ging pünktlich los in der gut besuchten Brotfabrik. Auf der Bühne stand ein Multitalent, ein Countrysänger, ein Comedian, ein erfolgreicher Autor und nicht zuletzt ein Politiker. Als Unabhängiger kandidierte er 2006 für das Amt des Gouverneurs von Texas.

Im Mittelpunkt stand an diesem Abend die Musik. Natürlich gab es auch seinen größten Hit zu hören: They Ain`t Makin` Jews Like Jesus Anymore.  Zwischen den Songs erzählte Friedman aber immer wieder Geschichten, Witze und Anekdoten aus seinem bewegten Leben, bei denen alle ihr Fett abbekamen: Frauen, Männer, Politiker und Deutsche (The Germans are my second favorite people in the world. The first are all the other ones). Immer wieder spielte auch sein Kumpel Willie Nelson eine Rolle und Friedman ließ es sich nicht nehmen einige seiner namhaften Fans zu nennen, von Dylan über Bill Clinton bis hin zu Nelson Mandela. Dieser hörte angeblich täglich in seiner Zelle auf Robben Island eine geschmuggelte Kassette mit Songs des Kinksters. Das Publikum lauschte mit Ehrfurcht und hatte seinen Spaß, lachte auch bei einigen eher zotigen Scherzen und spendete reichlich Beifall. Kinkys trockene Witze kamen im Stil von W.C. Fields daher, manchmal jedenfalls, möglicherweise auch wegen des Whiskeys, von dem er gelegentlich nippte. Selbstverständlich wurde auch die Zigarre hin und wieder als Requisit eingesetzt, blieb aber den ganzen Abend über kalt.

Der Autor Kinky Friedman kam ebenfalls zu seinem Recht an diesem abwechslungsreichen Abend. Er las die Geschichte seines Vaters, der im 2. Weltkrieg Navigator der US Airforce war, an Angriffen auf Deutschland teilnahm und half Nazideutschland zu besiegen. Kinky will ihn mit seiner Geschichte vor dem Vergessen bewahren.

In der Pause und nach dem zweistündigen Konzert wurden wieder Hände geschüttelt, gelacht und CDs signiert. Das begeisterte Publikum hat einen Mann erlebt, der Spaß hatte an dem was er tat. Als Schlusswort wünschte er sich, Musikerinnen und Musiker würden die Welt regieren, die könnten das sicher besser als Politiker. Viel Applaus. Es war ein großer Abend mit einem großen Entertainer.

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